Psychiatrieversorgung bis in die 70er Jahre
Klientinnen des SPZ Köln-Ehrenfeld 2024
Psychiatrie vor dem Jahr 1975 bedeutete: Menschen mit psychischen Erkrankungen wurden in Schlafsälen mit zu 50 Personen und ohne jegliche Privatsphäre in den sogenannten Irrenanstalten eingesperrt und lebten dort teilweise über Jahrzehnte auf meist abgelegenen Klinikgeländen, oftmals bis zum Ende ihres Lebens.
Es herrschten katastrophale, menschenunwürdige Zustände in den sogenannten „Anstalten“. Die Patientinnen und Patienten wurden gesellschaftlich isoliert, entmündigt und „verwahrt“. Es kursierten Gerüchte über Missbrauch, Vernachlässigung und unwürdige Behandlung. Personalmangel, unzureichende Therapiemöglichkeiten und überfüllte Einrichtungen sowie die Rolle der Psychiatrie während der NS-Zeit, die noch nicht aufgearbeitet worden war, führten dazu, dass der Deutsche Bundestag eine umfassende und unabhängige Untersuchung der Situation in psychiatrischen Einrichtungen, die sogenannte „Psychiatrie-Enquête“, in Auftrag gab. Ziel der Enquête war es, die psychiatrische Versorgung grundlegend zu reformieren und zu modernisieren. Dabei sollten detailliert Einblicke in die bestehenden Probleme gewonnen und Reformempfehlungen gegeben werden.
Die Expertenkommission bestand aus rund 200 Mitarbeitenden aus allen Bereichen der Psychiatrie. Der 430 Seiten umfassende Abschlussbericht mit dem offiziellen Titel "Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland" wurde im September 1975 fertiggestellt und dem Bundestag vorgelegt.
Kurz vor der Veröffentlichung des Abschlussberichtes der Psychiatrie-Enquête wurde der Kölner Verein für Rehabilitation von engagierten Kölner Bürgerinnen und Bürgern, Politikerinnen und Politikern und Fachleuten gegründet. Sie schlossen sich zusammen, um gemeindenah Hilfen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen anzubieten. Ihr Ziel war es, Klinikaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen und den Betroffenen ein Leben außerhalb von Klinikeinrichtungen zu ermöglichen.
Unter den Stichworten Beratung, Begleitung, Betreuung, Wohnen, Arbeit und Beschäftigung sind unsere verschiedenen Einrichtungen zu finden, die jedem Menschen mit psychischer Belastung bzw. Erkrankung die möglichst passende Hilfe bietet.
Die psychiatrische Versorgung in Köln wird seit über 45 Jahren vom Kölner Verein für Rehabilitation e. V. maßgeblich mit geprägt.
Ausgehend von der Aufbruchstimmung in der Psychiatrie der 70er Jahre gründeten engagierte Kölner Bürger, Politiker und Fachleute 1974 diesen Verein. Ziel war es, gemeindenah die Hilfen für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in dieser Stadt zu leisten, die notwendig waren um Klinikaufenthalte zu vermeiden bzw. zu verkürzen und den Betroffenen ein Leben außerhalb von Klinikmauern zu ermöglichen.
Heute bietet der Verein mit rund 150 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein breit gefächertes Netz ambulanter und stationärer Hilfen für Kölner Bürger mit psychischen Belastungen.